Pfarrkirche St. Georg in THALHAUSEN
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Thalhausen
wurde erstmals um 1030 als "Talenhus" (Häuser des Talo ) genannt.
Der
Ort Thalhausen liegt im Tal der oberen Weilach und ist ein Ortsteil des Marktes Altomünster
im Landkreis Dachau. Er wurde erstmals um 1030 als
"Talenhus" (Häuser des Talo) erwähnt. Damals schenkte die Witwe
Udalscalch von Elsendorf Güter in Talenhus an das Kloster Kühbach.
Im 13.Jh nannte man ihn Talnhusen, 1346 Tallenhausen, 1517 Talnhausen und 1737
Thallhausen. Das Dorf war bis 1803 überwiegend dem Kloster Kühbach
grunduntertan.
Die
Pfarrei umfasst noch die Einöden Teufelsberg und Schielach.
Geschichte der Kirche |
Eine Kirche in Thalhausen wurde
erstmals 1487 erwähnt. Damals weihte der Augsburger
Weihbischof und Franziskanermönch Ulrich einen neuen gotischen
Chor zu Ehren des hl.Georg.
Während des 30-jährigen
Krieges brannte der alte Bau wohl aus und wurde dann erneuert
1842 wurde die Kirche nach Westen verlängert.
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Als 1892 Teile der Decke
herabfielen, beschloss man den völligen Neubau einer Kirche im damals modernen
Stil des Historismus (hier Neuromanik). Die Weihe fand am 16.5.1905 statt. Die
Kirche ist eine der wenigen Kirchen im Dachauer Land, die sowohl außen
als auch innen in einem einheitlichen Stil erbaut und ausgestattet sind. Vergleichbar
ist lediglich die zur gleichen
Zeit errichtete Kirche in Kammerberg,
die aber schon zum Lkr. Freising gehört.
Baubeschreibung
Der Historismus lehnt sich in idealisierender
Weise an die mittelalterlichen Stile an, an Byzanz, die Romanik, die Gotik und
teilweise auch an die Renaissance und den Barock. Aus allen diesen Stilepochen
wurden Formenelemente herausgezogen und daraus ein historisierendes Bauwerk
geschaffen. Bei der Kirche in Thalhausen handelt es sich um eine neuromanische
Kirche, d.h. es wurden vorwiegend Stilelemente der Romanik, die bei uns von
1100 bis 1400 dauerte, verwendet. Gut erkennbar ist dies außen an den
Bogenfriesen und im Inneren an den bogenförmigen Elementen (Kirchenstuhlwangen,
Tabernakel, Oratoriumfenster).
Die drei Glocken im Turm finanzierte der Austragsbauer Jakob Schormair
aus Schielach.
An
der Südseite der Kirche steht mit einigem Abstand zur Mauer ein großes
Kruzifix mit vergoldetem
Corpus und dreipassförmigen Kreuzbalkenenden. Seitlich dahinter sind
an der Kirchenmauer die Steintafeln mit den in den Weltkriegen Gefallenen
aus Thalhausen angebracht.
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Inneneinrichtung
Die Altäre stammen vom Bildhauer
Balthasar Schmitt (1858-1942).
Die Wände des Altarraums
sind, dem Stil des Historismus entsprechend, voll bemalt. Engel spielen
hier eine bedeutende Rolle.
Der Hochaltar ist dem
hl. Georg,dem Patron der Kirche geweiht.
Er besteht im
Wesentlichen aus einem schreinähnlichen Stein-Tabernakel.
Das
Langhaus ist mit einer Kassettendecke gedeckt.
Die Seitenaltäre bestehen jeweils aus einem Triptychon von
Heiligenbildern über den Steintabernakeln.
Die Fenster sind mit Glasgemälden im Jugendstil verziert.
An
den Langhauswänden dominieren die großen Kreuzweg-Stationsbilder.
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An den Wänden stehen Skulpturen der hl.Barbara
sowie des hl. Wolfgang.
Altarraum
(Chor)
Die Decke und die Wände sind, dem Stil des Historismus entsprechend, voll
mit Fresken in kräftigen Farben bemalt. Die Deckenmalereien stammen
von Karl Döttl aus dem Jahr 1898.
Im Mittelpunkt der bemalten
Apsis ist in vor einem tiefblauen
Hintergrund in einem Rundbild das Auge Gottes im Dreieck, umgeben von
einem Strahlenkranz zu sehen. Zwischen den beiden äußeren Rahmen
des Bildes ist der Text "In aeternum Domine, verbum tuum permanet
in coeli" (Dein Wort o Herr, wird im Himmel für alle Ewigkeit
bestehen) geschrieben.
Auf einer Blumenwiese stehen Engel
mit vergoldeten Flügeln und halten geöffnete Bücher vor
ihrer Brust. Mit den Händen weisen sie auf die Namen der vier Evangelisten
(Mattäus, Markus, Lukas und Johannes), die in griechischer Schrift
zu lesen sind.
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Die
Wände des Altarraums sind mit blaugrüner Farbe bemalt. Sie sind
durch weiße Linien in Felder eingeteilt, die mit christlichen Motiven
wie Jesusmonogramm oder Kreuze ausgemalt sind. |
Hochaltar
/ Choraltar
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Die Altäre stammen
vom Bildhauer Balthasar Schmitt (1858-1942) und gehören zu den qualitätsvollsten
der damaligen Zeit. Der
Hochaltar im Stil strenger Romanik besitzt
kein Retabel.
An dessen Stelle ist der große Tabernakel
aus Stein getreten, der mit seiner schreinähnlichen Form und den beiden Relieftafeln
die Aufmerksamkeit auf sich lenkt.
Die Tabernakeltüren wurden 2010 renoviert. Auf ihren Innenseiten erstrahlen zwei neu vergoldete Verkündigungsengel.
Zu beiden Seiten der Tabernakeltüre sind Reliefs angebracht, die die Geburt und den Tod Christi darstellen.
Im künstlerischen
München erhielt der Altar hervorragende Kritiken in Thalhausen soll man weniger
begeistert gewesen sein.
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Der Hochaltar ist dem
hl. Georg, dem Patron der
Kirche geweiht.
Auf dem Tabernakel
steht die Figur des Namenspatrons in Ritterrüstung. Er stützt
sich auf eine mächtige Lanze, die einen Drachen zu Füßen
des Heiligen durchbohrt. Die Figur soll nach einem Vorbild im Freiburger
Münster gestaltet sein.
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Im
Altarraum ist das neugotische Chorgestühl,
verziert mit ornamentalen Mustern, noch gut erhalten.
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Chorbogen
Auch
die Innenseite des Chorbogens ist bemalt. Das Rundgemälde
im Scheitelpunkt stellt Christus dar, mit Heiligenschein und den auf ihn
gemünzten Buchstaben Alpha u. Omega.
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Kirchenschiff
/ Langhaus
Langhausdecke
Das
Kirchenschiff besitzt eine Kassettendecke
mit braunen Rahmenleisten und blauer Hintergrundfarbe. Die Felder sind mit
ornamentalen Zeichnungen ausgemalt. Von der Decke hängt ein runder
Leuchter im malerischen Stil des Historismus, der aber mit Glühlampen
bestückt ist. |
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Fenster
Das
Kirchenschiff wird durch 10 rundbogige Fenster (an der Süd- und der Nordseite
jeweils vier, an der Westseite zwei) erhellt. An der Westseite befindet sich
noch ein Rundfenster, das innen durch die Orgel verdeckt wird. In der Architektur
werden Rundfenster auch "oeil de boeuf" (Ochsenauge) genannt.
Sechs der Fenster im Kirchenschiff und die beiden Fenster im Altarraum sind
mit Glasgemälden ausgestattet. Im Altarraum ist links das Herz Jesu und rechts das Herz Mariens dargestellt.
Im Kirchenschiff sind links weibliche, rechts
männliche Heilige zu sehen. Die Heiligen sind -dem Zeitgeschmack um die
Jahrhundertwende vom 19. ins 20.Jh entsprechend- in makelloser Schönheit
dargestellt.
Dabei handelt es sich um:
- hl. Elisabeth von Thüringen
- hl. Notburga
- hl. Theresia von Avila
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hl. Josef
hl. Isidor
hl. Florian
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Seitenaltäre
Linker Seitenaltar
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Der linke Seitenaltar ist ein Marienaltar.
Auf dem Mittelteil des Flügelaltars sitzt sie als Königin
gekleidet auf einem Thron und hält ihr Kind auf dem Schoß. Zu beiden Seiten
Mariens sind zwei männliche Ordensleute abgebildet, dabei handelt es sich
vermutlich um den Hl. Dominikus und den Hl. Bernhard von Clairvaux.
Jesus hebt seine rechte Hand segnend; in der Linken hält er den Reichsapfel
als Zeichen seiner Königswürde. Der meist vom Kreuz bekrönte
Reichsapfel ist Teil der Insignien christlicher Herrscher. Er versinnbildlicht
den Erdball. Die ersten Darstellungen stammen aus dem Konstantinopel des
4./5. Jh. In Deutschland findet der Reichsapfel erst 1191 bei der Kaiserkrönung
Heinrichs VI. (1165-1197) Erwähnung.
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Unterhalb zeigt ein Steinrelief in einer Nische hinter zwei Säulchen
die Muttergottes, die um ihren toten Sohn auf ihrem Schoß trauert
(Pietà). Maria
hält die Hand ihres auf dem Boden liegenden toten Sohnes Jesus. Mit
ihr trauern vier Putten, die den Kopf Jesu stützen. Die Inschrift im
roten Band darüber lautet: Sehet ob ein Schmerz gleich meinem Schmerze.
Auch dieses Relief soll -wie der Hochaltar- vom Künstler Balthasar
Schmitt stammen.
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Rechter Seitenaltar
Zur Darstellung auf dem rechten Seitenaltar gibt es verschiedene Deutungen.
Hier könnte es sich um die hl. Afra handeln, da diese von den weiteren
Bistumsheiligen Simpert und Ulrich flankiert wird.
Andere Quellen gehen jedoch von einer Darstellung der hl. Anna aus.
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In der Predella
wird über dem Tabernakel eine Kreuzigungsgruppe sowie in silberüberzogenen
Reliefs das letzte Abendmahl und
die Auferstehung von den Toten dargestellt. |
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Beim Abendmahl-Relief sind
die nicht sehr konzentriert wirkenden Apostel -wohl an einem runden Tisch
sitzend- um Jesus herumgruppiert. Jesus hält eine Schüssel oder
Patene in der Hand und spricht die Worte, dies ist meine Fleisch.
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Auf dem Auferstehungsrelief
sind Christus und die beiden zutiefst erschrockenen Wächter am Grabe
zu sehen.
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Vor
dem rechten Seitenaltar steht der achteckige Taufstein
aus Marmor auf einem hohen Schaft. Er ist mit neuromanischen Ornamenten
verziert. Auch sein kupferner Deckel besteht aus acht Feldern. Er besitzt
oben eine kleine Erhhöhung, auch Laterne genannt, die von einem Kreuz
gekrönt ist.
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Die Kreuzwegbilder
(Ölgemälde auf Holz) wurden 1904 von Georg Steiniger
aus Schielach gestiftet.
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Unter den Kreuzwegbildern
sind die Apostelleuchter
angebracht. Die dazugehörenden Apostelkreuze sind -zusammen mit
umgebenden ornamentalen Verzierungen- als Fresken auf die Wand gemalt.
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An der nördlichen
(linken) Seitenwand hängt ein großes Kruzifix.
Der Künstler hat sich dabei an alte romanische Vorlagen gehalten:
Die
Beine des Korpus liegen nebeneinander am Kreuzstamm auf, jeder Fuß
ist von einem Nagel durchbohrt, zusammen mit den Nägeln der Arme
also vier, daher die Bezeichnung "Viernageltypus". Diese Darstellung war
in den ersten 1200 Jahren des Christentums üblich.
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Unter dem
Kreuz steht die schmerzhafte Muttergottes, die Mater
dolorosa. In ihrer linken Brust steckt ein Schwert. Es erinnert
das Simeonwort im Lukasevangelium (Kap 2,35) bei der Darstellung im Tempel:
"Dir selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen".
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Kirchenbänke
Die
Kirchenbänke weisen unterschiedlich
gestaltete Wangen auf. |
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Die
tiefe Empore wird durch zwei Holzsäulen gestützt. Die Brüstung
ist durch 13 unbemalte Felder gegliedert. In einigen der Felder sind kleine
Reliefs der Attribute
der vier Evangelisten ( Mensch für Matthäus, Stier für Lukas,
Löwe für Markus und Adler für Johannes) angebracht.
In
der Mitte der Emporenbrüstung ist eine Figur von Christus
als himmlischer Herrscher
(Pantokrator) angebracht.
Bis zur Kirchenrenovierung Ende der 60er Jahren des letzten
Jahrhunderts befanden sich diese an der Kanzel, die im Rahmen
dieser Maßnahme aus der Kirche entfernt wurde. Bei einer weiteren Renovierung 1990
erhielten die Christusfigur und die Reliefs ihren heutigen Standort.
Zwischenzeitlich waren sie am Ambo angebracht.
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Orgel
Die
Orgel besteht aus einem einfachen,
dreifeldrigem Prospekt mit erhöhtem Mittelteil. Die Rahmenhölzer
sind mit Goldschrift verziert: "Exultate iusti in Domino rectus decet
collaudatio". Die
Pfeifen kamen 1896 aus dem Kloster Seligenthal bei Landshut, für das
die Orgel 1857 von Johann Ehrlich aus Landshut errichtet worden ist. Inzwischen
ist die Thalhausener Orgel aber etwas umgebaut worden.
Seit August 2003 wird eine neue elektronische Orgel verwendet.
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Eine ausführliche Beschreibung der Kirche von Hans Schertl ist
hier zu finden.
Quellen:
Hans Schertl, Kirchen und Kapellen im Landkreis Dachau
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